Beschränkung des Spieltriebs
von Mike Schnoor am 24.11.2005 um 11:37 Uhr[12] Kommentare | abgelegt unter Allgemein, OffTopic
Seit kurzem gibt es die sogenannte „Elterliche Freigabe“ von Blizzard, bei der für noch minderjährige Spieler die Eltern einstellen können, zu welchen Zeiten der Knirps den Sinn für Realität ein wenig verlieren darf – und wann entsprechend nicht gespielt werden darf.
Nachdem die elterliche Freigabe aktiviert und ein Zeitplan eingerichtet wurden, können Kinder nur noch zu den von ihren Eltern vorgegebenen Zeiten spielen. Sollte ein Kind versuchen, außerhalb dieser Zeit zu spielen, so ist ein Einloggen in das Spiel nicht möglich.
Bei Kindern verstehe ich es bestens, dem jungen Spross eine gewisse Grenze zu setzen. Auch wenn es doch manchmal so schön ist, in den weiten Welten von World of Warcraft zu versinken und sich auf nichts anderes als das Spiel, das Leveln und das Monsterbashen zu konzentrieren – speziell in einer Beziehung zu einem geliebten Menschen bringt das Computerspielen oftmals Probleme. Haben wir mit WoW und einer zu starken Konzentration auf dieses Spiel eine einseitige Beziehungsbegrenzung, bei der es vielleicht unter der Oberfläche schon am Kochen ist wie die Vulkane in Azeroth? Sollte ich für mich selbst einen solchen Spielplan erstellen und das Passwort dafür an meine Freundin geben? Nein, soweit und so schlimm ist es nicht, aber der Gedanke ist mir schon mal gekommen.
Zugegeben – irgendwie entfremdet man sich ein wenig, wenn man sich für 3-4 Stunden im Arbeitszimmer versteckt. So etwas ist im Grunde genommen ein Interessenskonflikt und daher ein gewaltiges Kommunikationsproblem für zwei Menschen. Jedenfalls hat es in letzter Zeit ein wenig in meiner Beziehung mit meiner Freundin wohl wegen der geistigen WoW-Abwesenheit meinerseits geknistert, und mir wurde schon die Frage gestellt, ob ich nicht meinen PC heiraten möchte. Das schließe ich natürlich mal ganz aus, besonders weil ein Spiel ein Spiel ist und ehrlich gesagt nichts im wahren Leben und Liebe bedeutet! Den Spieltrieb habe ich entsprechend eingeschränkt, und spiele viel weniger als vorher. Obwohl es mir in den Fingern juckt! :(
Aber wie schaut es im „realen“ Leben eines Spieler aus, wenn der Spieltrieb mit dem Beziehungstrieb sich überlagert? Geht es euch auch so? Habt ihr verglichen mit meinem recht einfachen Beispiel auch Probleme mit euren Partnern? Gibt es eine Ideallösung für die Verbindung eines „egoistischen Hobby’s“ mit der Tandemverbindung einer Beziehung?
24.11.2005 um 11:51 Uhr
Bei mir: Gleiche Situation, gleiche Lösung. Ich spiele einfach weniger, bzw. dann, wenn sie soundso nicht da ist (bspw. morgens gemütlich chillig ’ne Stunde grinden oder farmen). Prinzipiell hilfts (zumindest bei mir) bestimmte Regelmässigkeiten einzuführen. So spiele ich eigentlich abends nur noch die beiden Gildenraid-Abende, sonst nicht mehr.
24.11.2005 um 12:20 Uhr
Kann ich beipflichten. Hatte in meiner Beziehung (dauerte 5 Jahre) auch Probleme da „sie“ beinahe krankhaft eifersüchtig war auf WoW. Schlussendlich haben wir uns geeinigt, dass ich während gemeinsamen TV-Abenden in jeder Werbung rasch ins AH schauen „darf“ und längere Spielzeiten unter der Woche geniessen soll wenn sie nicht da ist.
Wiederrum muss ich sagen, dass der „Stress“ den ich vor Level 60 hatte einiges zeitraubender war als jetzt. Jetzt gehe ich regelmässig ein Stündchen farmen um meinen Armorsmith die letzten 10 Skills hochzuprügeln oder gemütlich handeln, ohne mich für 2 Stunden an eine Instanz zu „binden“. Während dem Farmen und Handeln suche ich dann meine Kollegen zusammen um Instanzbesuche zu organisieren oder News und Tipps auszutauschen.
24.11.2005 um 12:33 Uhr
Mir selber stellt sich in Ermangelung einer Beziehung dieses Problem nicht, worüber ich, ehrlich gesagt, auch ganz froh bin.
Auf meinem privaten Blog hatte ich einmal einen Artikel über WoW-Sucht geschrieben, unter dem sich ein paar leidtragende Partner in den Kommentaren zu Wort gemeldet hatten — ruhig mal rüberschauen, die Kommentare sind ganz lesenswert.
24.11.2005 um 12:49 Uhr
Ja meine Frau dreht auch bald durch,da ich das PvP set bis zum Rang 10 haben möchte(es sieht so cool für den schurken aus)jetzt werde ich erst ab 22,30Uhr ins WoW einsteigen und dann immer bis 24 Uhr zocken.Ich hoffe das haut auch so hin :-)
Gruß Zeus (jetzt noch Rang 8)
24.11.2005 um 13:32 Uhr
Meine Partnerin hatte immer extreme Probleme mit WoW, und dass obwohl sie auch zur Gattung ‚Computergeek‘ gehört und als PHP-Programmiererin ihr Brot verdient. ‚WoW zerstört unsere Beziehung‘. Monate lang versuchte ich, sie davon zu überzeugen, dass das viel Spass macht, aber ohne Erfolg.
Dann kam der Wechsel auf die US-Server und ihr scherzhafter Vorschlag, den ich sehr erstgenommen habe: Mit dem Rauchen aufhören, und sie spielt mit.
Ich rauche seit knapp drei Monaten nicht mehr, und der Suchtfaktor hat sie auch gepackt. Das ist jetzt natürlich eine absolut ideale Lösung, wird aber nicht bei jedem klappen. Ich bin auf jeden Fall sehr froh darüber. :)
Ich lese eine LJ-Community namens wow_ladies, und mindestens 75% aller Mädels dort spielen mit ihrem Partner zusammen.
24.11.2005 um 13:40 Uhr
ich vermute als Mädel hat mans da was einfacher… hmm, zumindest als heterosexuelles ;). Auch wenn ich meinen Freund absolut nicht zum WOW-Zocken bekomme :*( spielt er doch selbst auch sehr gerne Computerspiele und wir haben schon sehr viel Zeit gemeinsam mit Starcraft oder Warcraft oder Counterstrike verbracht. Im Allgemeinen wird er dafür eher beneidet, daß ich vollstes Verständnis hab, wenn er mal dem Suchtfaktor eines Spiels, das ich nicht mag, erliegt :).
Aber unsere Situation ist vermutlich sowieso untypisch, da wir an der selben Uni den selben Studiengang eingetragen sind und dafür viel zu Hause arbeiten und uns daher eh ständig sehen. Da ist es eigentlich auch manchmal ganz nett, wenn man dann abends auch mal unterschiedliche Dinge macht (er schaut im Moment ständig „Battlestar Galactica“ und ich zock wow :D)
24.11.2005 um 14:15 Uhr
Wir haben in der Gilde mehrere Päarchen, die gemeinsam spielen. Das eine Päarchen mit Kindern hat mittlerweile allerdings die Notbremse gezogen — dass die beiden bspw. in der Presse auftauchen, hätte ich auch nicht gewollt. Nicht, dass das passiert wäre, aber es ist ihnen wohl aufgefallen, dass sie zu viel spielen. Ansonsten ist das gemeinsame spielen bestimmt die angenehmste Art, mit dem Partner auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.
Da MMORPGs konzeptionell darauf ausgelegt sind, dass man möglichst viel Zeit im Spiel verbringt, kann man eigentlich nicht wirklich sinnvoll die Spielzeit verringern. Im Bereich zwischen 1-60 schon, nicht aber im End-Content, denn hier ist man quasi gezwungen, stundenlang Rohstoffe und/oder Gold zu farmen, um die in Instanzen benötigten Tränke, Reagenzien oder danach anstehenden Reparaturkosten tragen zu können. 6 Stunden MC erfordern also auch mehrere Stunden Vorbereitung, und somit ist ein „Geh‘ Du schon ins Bett, ich spiele noch 1-2 Stunden“ nicht möglich. Das kann man nur machen, wenn man noch einen Zweit-, Dritt- oder Viertcharakter anlegt und diesen häppchenweise hochlevelt.
24.11.2005 um 14:18 Uhr
Eltern, die statt klarer Worte zu sprechen, die „Elterliche Freigabe“ nutzen, machen den gleichen Fehler wie ihre Sprösslinge: Sie lassen sich durch das Spiel ihr RL diktieren. Es kann nicht sein, dass ein Mensch der Vorbild sein soll, ein gutes Stück der Verantwortung für seine Sprösslinge in ein Stück Technik legt, denn damit verliert er jede Authorität gegenüber seinen Kindern. Leider sind viele junge Eltern viel zu weichgespült um Kinder erziehen zu können. Schade, dass sie es trotzdem versuchen.
24.11.2005 um 15:49 Uhr
Das mit den mehreren Stunden Vorbereitung kommt drauf an. In unserem Gildenpakt hat jeder so seine Aufgaben was die Vorbereitung angeht. Ich farme halt regelmässig Elementarfeuer, Geld mache ich durchs AH und sonst passt eigentlich. Also Tätigkeiten, die man gut mal nebenbei machen kann.
25.11.2005 um 07:17 Uhr
Ich hatte das gerade andersrum gelesen, was auch nicht so schlecht sein dürfte:
„Nachdem die elterliche Freigabe (vom Kind) aktiviert und ein Zeitplan eingerichtet wurden, können Eltern nur noch zu den von ihren Kindern vorgegebenen Zeiten spielen. Sollte ein Elternteil versuchen, außerhalb dieser Zeit zu spielen, so ist ein Einloggen in das Spiel nicht möglich.“
Find ich prinzipiell auch nicht schlecht. :)) Mehr Zeit für die Familie!
(Bin ohnehin grade mal wieder seit 1 Woche von der Telekom abgehängt.)
25.11.2005 um 13:08 Uhr
Single, 33, weiblich, hübsch, 90-60-90 sucht Beziehungspartner, Alter egal, Aussehen egal, Geschlecht egal, Vermögen mind. 1000PO, ebenfalls wichtig: schneller PC, ADSL, komplettes Set, Min Lvl 55 :-)
*Grübel* Als W-Single hat’s man auch nicht unbedingt leichter einen Partner zu finden. Wie sollte frau auch, wenn sie ihre Freizeit in Wow verbringt *grins*
25.11.2005 um 13:40 Uhr
@Marduc: Das Problem ist in vielen Familien das Vater und Mutter ganztags Arbeiten müssen. Mit dieser Freigabe können die Eltern zumindest die Zeit kontrollieren in der sie sich selbst nicht drum kümmern könne.
Allerdings gebe ich dir auch Recht das viele Eltern einfach zu wenig Rückrad in ihre Erziehung stecken.
Mein Freund und ich spielen auch zusammen WoW. Wobei ich bestimmt mehr spiele als er. Aber in der Zeit macht er meistens irgendwas anderes am PC.
Und seit ich 60 bin hab ich überhaupt gar keine Zeit für nichts mehr.
Ich musste z.b. meiner Gilde gestern 6x klar machen das ich keine Lust auf Zul Gurrub habe und einfach mal Angeln und Blumen pflücken möchte. Weil ich sonst nicht dazu komme. Jeden Abend wollen die in eine andere Instanz die Stunden von Zeit raubt. Und wenn man wie ich meinstens „nur“ von 20-24 Uhr spielt. Das Leben als Priester ist hart und ungerecht ;)