Kriegerleben

hm… elf lange Jahre sind nun schon vergangen, seitdem ich den Weg des Kriegers zum ersten Mal beschritten habe. Es kommt mir, als wäre es nur ein kurzes Jahr gewesen. Viel Zeit zum Nachdenken hatte ich nicht. Wozu auch? Alles, was ein Krieger braucht, ist sein Schwert, sein Schild, ein gutes Pferd und der Feind, der sich im Staub wälzt und um Gnade winselt.

Ist es schon tatsächlich so lange her? Ich hatte damals gerade meine erste Schwertprüfung abgelegt und sollte mich anschließend eines Kriegers in den Todesminen als würdig erweisen. So geschah es, dass ich gedankenverloren im strömenden Regen vor ein Schlachtross lief. Um ein Haar hätte mich der fremde Krieger – es war ein alter Veteranen-Krieger, ich konnte es an seinen zahlreichen Tätowierungen und Narben erkennen – über den Haufen geritten. Und in diesen einem Moment kreuzten sich unsere Blicke. Er sah mich lange an und sagte: „Kämpfe!“. Er stieg ab und zog sein riesiges Schwert so schnell aus der Scheide, daß man seinen Bewegungen nicht einmal annähernd folgen konnte. Zu allem Ãœberfluss war es ein Zauberschwert., blaue Flammen umzüngelten gefährlich die Schneide.

Mir wurde schlecht! Oh ihr Götter von Blizzard, warum musstet ihr mir ausgerechnet diesen alten, kampfeslustigen Haudegen schicken? Sollte ich etwa unbekannt, ohne Ruhmestaten vollbracht zu haben, sterben? Ich kämpfte um mein Leben, das mir viel zu kurz erschien. Ich weiss nicht mehr, wie oft mich der Fremde traf, wie oft ich am Boden lag, aus wievielen Wunden ich blutete. Aber aufgeben wollte ich nicht. Niemals! Immer wieder zwang ich mich hoch, sammelte meinen Willen und stieß vor, wie man es mir in der Schwertschule beigebracht hatte. Und immer wieder parierte er mühelos meine Angriffe. Als ich ganz zum Schluss völlig entkräftet und von unzähligen Wunden geschwächt meinen Tod unausweichlich entgegen sah, rammte ich mein Schwert in den Boden, erhob meine Waffenhand und blickte dem Fremden in die Augen: „Gib mir den Tod eines Kriegers, lass mich nicht würdelos sterben!“ und wollte schon mein Haupt beugen. Doch statt den Tod zu geben, schenkte er mir ein Leben. Er beugte sein Knie und reichte mir mit beiden Händen sein Schwert dar. „Endlich, endlich habe ich einen würdigen Nachfolger gefunden! In Euch schlagen drei Löwenherzen. Obwohl ihr hoffnungslos unterlegen wart, hattet ihr nie aufgegeben. Ihr seid auf dem Weg eines Großen Kriegers. Nehmt mein Schwert und haltet es in Ehren. Es wird Euch eines Tages gute Dienste leisten, wenn auch ihr es jetzt noch nicht schwingen könnt, der Tag wird aber kommen.“. Ich nahm wie in Trance sein Schwert, während er im Regen verschwand. Bis heute bereue ich, daß ich seinen Namen nicht erfragt hatte. Wie unverzeihlich von mir!

Mein Name ist Silkester, ich bin 43 Jahre alt, im besten Kriegeralter und habe noch viele Abenteuer vor mir und viele Abenteuer hinter mir. Mögen die Götter von Blizzard mich beschützen und möge ich dem Alten Krieger keine Schande bringen.


Herzlichen auch von mir an WoW-Germany für das eine Jahr! Ich grüße alle Spieler, Leser und Schreiber da draussen, wo auch immer ihr gerade lacht, keift, handelt, tanzt, singt, kämpft und sterbt.