Schöner Zeitungsartikel von Roland Austinat (einem bekannten Computerspiele Redakteur) in der ZEIT, ein Ausschnitt:

10:00 Uhr Morgens
Bedeckter Himmel in San Francisco. Ãœber dem Kontinent Azeroth scheint dagegen die Sonne. Ich schwinge mich auf den Rücken eines Greifvogels und fliege an den Südzipfel des Kontinents, ins Piratennest Booty Bay. Dort will ich einen von vier seltenen Fischen fangen. Bringe ich alle vier zum Meisterangler Nat Pagle, verrät er mir zur Belohnung neue Angeltricks. Nette Ãœberraschung: Am Strand treffe ich die Gnomen-Magierin Agnost. »Ich muss für eine Mission zehn Bündel Schilfgras auftreiben«, sagt sie. »Kannst du mir helfen, diese Naga-Wasserwesen zu erlegen? Die haben das Schilf in ihren Taschen.« Ehrensache. Wir jagen mit vereinten Kräften, wenig später hat Agnost ihr Schilfgras beisammen. Sie bedankt sich, »alleine hätte ich dafür mindestens noch eine Stunde gebraucht«, und zieht ihres Weges, während ich die Angel auswerfe. Gern geschehen. Denn hinter der Digitalfigur verbirgt sich kein Zufallsgenerator im Inneren meines Computers, sondern Joan McDonald, ein Mensch, eine Australierin. Ich weiß zwar nur, wie Agnost, nicht aber Joan selbst aussieht. Trotzdem haben wir in den vergangenen 14 Monaten über Papstwahl, Weltpolitik und unsere Jobs geplaudert – ohne einander auch nur einmal getroffen zu haben.

via Söldner des Schattens